„Gewalt überwinden – Brücken bauen“
Heute sind viele Menschen auf der Vollversammlung schwarz gekleidet. Sie/wir unterstützen die ÖRK-Kampagne „Thursdays in Black“. Dabei geht es darum, regelmäßig im Alltag auf die Gewalt gegen Frauen überall auf der Welt hinzuweisen und für deren Überwindung einzutreten. Auf den Buttons, die Frauen und Männer zusammen mit schwarzer Kleidung tragen, steht: „Für eine Welt ohne Vergewaltigungen und Gewalt“.
Ich möchte Ihnen nun einen kurzen Einblick geben in zwei Workshops, an denen ich heute teilgenommen habe.
Im ersten Workshop ging es um die Unterstützung ukrainischer Binnenflüchtlinge durch die reformierte Kirche in der Ukraine, zusammen mit der reformierten Kirche in Ungarn und anderen Kirchen in der Region. Wir hörten vom beindruckenden Engagement der Mitglieder einer sehr kleinen Kirche, die als Reformierte und ungarisch Sprechende in einer doppelten Minderheitensituation sind. Unser Auftrag ist zu zeigen, wie ein gläubiger Mensch, ein Christ lebt, sagen sie. In der Aufnahme von Geflüchteten überwinden sie Grenzen von Konfessionen und Sprachen und sie entwickeln ökumenische Kooperationen im Land und in der Region. Neue Brücken sind entstanden. Die Situation für Alteingesessene und Geflüchtete ist sehr schwer und wird im Winter noch schwerer werden. Unsere Anteilnahme und Solidarität, auch finanzielle Solidarität, sind weiterhin gefragt. Und da ist die Hoffnung, dass die Diplomatie eine Chance bekommt.
Im zweiten Workshop ging es um christlich-jüdischen Dialog im israelisch-palästinensischen Kontext. Juden und Jüdinnen, Christen und Christinnen aus dem Heiligen Land, den USA, Großbritannien und Deutschland sprachen über ihre biographischen Erfahrungen mit „Grenzen“ und teilten biblische Einsichten zum Thema. Der Rahmen des Austausches war ein „Safe Space“, ein geschützter Raum, aus dem nicht berichtet wird. Mich haben das Format und die einzelnen Geschichten und Statements sehr angesprochen. Es geht um gegenseitige Anerkennung, um das Hören der jeweils anderen Geschichte, gerade auch der Leidensgeschichte, um das Teilen von Schmerz und um das Teilen der Hoffnungsperspektive des Glaubens. So können Brücken gebaut werden. Auch in Deutschland gibt es bei diesem Thema Grenzen, Kommunikationsgrenzen. Ein Votum war: Manche Menschen wollen nicht die Geschichten beider Seiten des Konflikts hören, sondern nur die einer Seite. Ein anderes: Wir können Haltungen verlernen und neu lernen.
Herzliche Grüße aus Karlsruhe
Ulrike Schmidt-Hesse